Zitat
Erst kommt der Glaube, dann versucht man ihn philosophisch zu untermauern, um ihn anschließend wissenschaftlich z.B. in Formeln zu fassen und zu belegen.
Nö.
Was du da beschreibst, ist eine veraltete Sichtweise, die davon ausging, dass frühere Menschen zu doof waren, methodisch zu denken und stattdessen lieber Religionen erfanden.
Das ist eine Ansicht, die meines Wissen heute so nicht mehr allgemein geteilt wird.
Wir können durchaus davon ausgehen, dass auch Menschen früherer Zeiten, also vor vielen Jahrtausenden genauso logisch und forschend dachten wie wir heute es können.
Persönlich gehe ich davon aus, dass Religion ein "Kulturfolger" ist und sich erst NACH den kulturellen Vorleistungen (Deckung des Lebensbedarfs, damit verbundene technische und methodische Fertigkeiten und entsprechendes Wissen) entwicklen konnte.
Geht mal bitte von dem veralteten Klischeebild weg, dass "Höhlenmenschen es donnern hörten, Angst hatten und sich Götter ausdachten". Geht eher davon aus, dass ein Gewitter für den in Hütten lebenden Frühmenschen eine coole Sache war - dann gab es Blitze, die vielleicht irgendwo einschlugen, Feuer verursachten und wo man sich dann neues Feuer holen konnte. Bis man lernte, Feuer selbst zu machen, natürlich. DANN hatte man schon bissl mehr Zeit und konnte in der Freizeit sich was ausdenken. Vielleicht war dann so langsam mal Zeit für erste Religion, vielleicht. Die simple Folge "erst Religon, dann Philosophie, dann Wissenschaft" halt ich für überholt.
Viel wahrscheinlicher ist, dass zuerst Wissenschaft (also Forscherdrang und real umsetzbare Erkenntnisse) kam, und dann in der Folge der durch (frühe) Wissenschaft vereinfachten Lebensumstände und der so gewonnenen Freizeit entstanden erste Gedanke darüber, was das alles eigentlich soll, also Philosophie und Religion.
Es sei denn, Religion ist etwas das dem Menschen angeboren ist, dann wäre Religion Teil des Menschseins. Aber obwohl inzwischen mehrfach von Theologen und Anthropologen postuliert, ist ein "Religionssinn" bisher nicht nachweisbar.